Donnerstag, 12. November 2015

Shukrya India Namaste!

Heute Nacht geht es zurück nach Hamburg. Vier aufregende Wochen in Indien gehen zu Ende. Zeit, um ein Fazit zu ziehen.

Diese Indienreise war noch viel besser, als ich erwartet habe. Die Eindrücke, die wir sammeln konnten, die Sehenswürdigkeiten, das leckere Essen und vor allem die netten und so super freundlichen Menschen hier, all das hat diese Reise unvergesslich werden lassen.

Ja, es stimmt, was alle vorher gesagt haben. Indien setzt einen erst mal einem Kulturschock aus. Es ist für den Europäer kaum begreiflich, wie dicht hier totales nacktes Elend und Pracht und Reichtum nebeneinander existieren.

Kleine schmutzige Kinder, die einen hartnäckig anbetteln und dabei am Hemd zerren, sind ein herzzerreissender Anblick. Auf der anderen Seite habe ich Hotels wie unsere beiden Maharadschapaläste in Bikaner und Jaipur noch nie erlebt. Luxus gibt es in anderen Hotels auch, aber die Verbindung mit der Tradition eines Herrscherpalastes ist schon einzigartig.

Die Hotelanlagen und die Anlagen der Sehenswürdigkeiten werden super sauber und aufgeräumt gehalten. Ansonsten liegt überall sehr viel Müll und Schutt herum. Viele einfache Märkte wirken sehr schmuddelig.
Wenn man über Land fährt, fällt auf, wie ordentlich und toll in Schuss die Äcker und Felder sind, ein Gegensatz zu den Dörfern, in denen Vorgärten wie in Deutschland nicht zu finden sind.

Das Wetter hat sich 4 Wochen lang von seiner sonnigen Seite gezeigt. Ausgerechnet in der Wüstenstadt Jaisalmer gab es spät abends mal ein 30 minütiges Gewitter, ansonsten jeden Tag blauen Himmel und Sonnenschein. Die Temperaturen lagen zwischen 30 Grad und 40 Grad. Daran muss man sich auch erst mal gewöhnen.

Die Auswahl unserer Hotels war sehr gut, die beiden modernen Hotels fallen aber hinter den sechs sogenannten Heritage Hotels in alten Gemäuern deutlich ab. Allen voran die Paläste in Bikaner und Jaipur, einfach unvergleichlich. Aber auch das klitzekleine Killa Bhawan in der Burgmauer von Jaisalmer weiss durch Toplage und absolut genialen Service zu überzeugen.
Ein Hygieneproblem hatten wir in keinem unserer Hotels, alles immer pikobello sauber. Schlimmer Durchfall ist uns erspart geblieben.

Das indische Essen ist einfach köstlich, wir haben stets vegetarisch gegessen. In den Palasthotels war das Frühstück top, ansonsten eher nicht.

Die Sehenswürdigkeiten in Rajasthan sind sagenhaft, die Burgen und Paläste und allen voran natürlich das Taj Mahal in Agra, ganz und gar eindrucksvoll.

Landschaftlich hat unsere Reiseroute nicht so viel zu bieten gehabt, aber unser Fokus lag auch mehr  auf den kulturellen Sehenswürdigkeiten. Andere indische Bundesstaaten werden landschaftlich mehr zu bieten haben als das sehr trockene und an vielen Orten karge Rajasthan.

Aber was wäre dieses tolle Land ohne seine netten Bewohnerinnen und Bewohner?

Wir haben so viele nette, neugierige und freundliche Menschen getroffen, die trotz aller Unzulänglichkeiten zu Recht stolz auf ihre Heimat Indien sind.
Auffallend ist auch die Gute Laune und Fröhlichkeit der Menschen! :-))
Die Menschen wissen sehr genau um ihre kulturellen Schätze und sind auch sehr gut über Deutschland, z.B. die Flüchtlingskrise informiert.

Viele Gespräche liefen zugegebenermassen so ab:
What country? Germany
First time India? Yes
India good? Yes

Aber mit etlichen Inderinnen und Indern haben wir uns auch länger und durchaus tiefschürfend unterhalten, ein tolles Reiseerlebnis!

Um es noch einmal zusammenzufassen:

Diese knapp vier Wochen waren ein sagenhafter Traumurlaub!! Es wird lange dauern, bis alle diese vielen Eindrücke verarbeitet sind.

Wir haben das komplexe Indien von seiner Schokoladenseite kennen- und lieben gelernt!

In diesem Sinne:

Shukriya India Namaste!!

Danke Indien, auf Wiedersehen!!





Mittwoch, 11. November 2015

Legenden

Es gibt einige Legenden über das Taj Mahal.

Zum Beispiel die folgende:

Shah Jahan habe geplant, auf der anderen Flussseite eine Kopie des Taj Mahal in schwarzem Marmor für sich selbst zu errichten und sei deshalb von seinem Sohn gestürzt worden.

Eine andere Legende besagt, dass der Mogulkaiser nach der Vollendung des Bauwerkes den Künstlern und Arbeitern die Hände abschlagen liess, damit sie nie wieder an etwas so Großartigem arbeiten konnten.

Für beide Legende gibt es aber keine historischen Belege.

Wir fahren nachher mit dem Zug nach Delhi, der letzten Station unserer Indienreise, von wo aus wir wieder nach Hamburg zurückfliegen werden.

Dienstag, 10. November 2015

Sauerland bleibt Sauerland

Heute waren wir beim Taj Mahal. Jeder hat schon so viele Bilder von diesem Bauwerk gesehen, aber wenn man dann davor steht, dann ist der Eindruck trotzdem noch umwerfend.
Dieses Grabmal ist von geradezu überirdischer Schönheit. Es fehlen mir schlicht die Worte, um unseren Eindrücken und Gefühlen besser Ausdruck zu verleihen.

Mogulkaiser Shah Jahan liess das Taj Mahal für seine Lieblingsfrau Mumtaz Mahal errichten, nachdem diese im Alter von 38 Jahren bei der Geburt ihres 14. Kindes gestorben war. Mumtaz Mahal war ihr Spitzname, unter dem sie zur Legende wurde, Licht des Palastes. Eigentlich hiess die Dame Arjumand Bano.

Der Mogulkaiser hatte aber noch angeblich 72 weitere Frauen, um sich zu trösten.

Insgesamt wurde über 20 Jahre an diesem grandiosen Bauwerk gearbeitet.

 Schon das große Haupttor zum Taj Mahal ist eine Sehenswürdigkeit


Und wenn man aus dem Tor heraustritt, bietet sich dieser sagenhafte Anblick


Seine Hoheit, Maharadscha Lausius von Ziebristan und Maharani Gerlind inspizieren das Taj Mahal


 Prächtige Intarsienarbeiten am Taj Mahal

Koransuren als Intarsienarbeiten

Gerlind vor Marmorintarsien und Marmorreliefs

Jährlich kommen 4 Millionen Besucher zum Taj Mahal, entsprechend voll war es da. Hohe Sicherheitsvorkehrungen, mein Rucksack wurd gefilzt und ich durfte mein Schweizer Taschenmesser nicht mit hereinnehmen.

Auf dem Gelände jede Menge schwer bewaffneter Soldaten.

Aber nicht allen Besuchern fehlen die Worte, um ihren Eindrücken und Gefühlen Audruck zu verleihen.
Als Bundespräsident Lübke das Taj Mahal bei einem Staatsbesuch besichtigte, trat er aus dem Haupttor und sah das große Kunstwerk.

Die Reporterschar und alle mitgereisten Politiker warteten recht lange auf ein staatstragendes Statement.

Schliesslich wandte sich Lübke an seine Frau und erklärte:

 "Wilhelmine, Sauerland bleibt Sauerland!"

Montag, 9. November 2015

Das Baby Taj Mahal

Nein, leider können wir nicht allen Erwartungen gerecht werden. Sicher haben alle gedacht, jetzt sind die in Agra und dann latschen sie spornstreichs und schnurstracks zum Taj Mahal.

Nein, falsch gedacht. Zunächst haben wir heute Agra Fort besichtigt. Der Bau dieser großen Festungs- und Palastanlage wurde im 16. Jahrhundert vom Mogulkaiser Akbar dem Großen begonnen. Die Zitadelle wurde von vier Mogulkaisern als Hauptstadt benutzt, bis unter Shah Jahan im 17. Jahrhundert die Hauptstadt nach Delhi verlegt wurde.

Zu Akbars Zeiten war die Mogulherrschaft noch nicht gefestigt und deshalb hat  Agra Fort 22 Meter hohe Mauern und gleich zwei tiefe Burggräben, die früher vom Fluss Yamuna gespeist wurden.

Nach dem Zerfall des Mogulreiches verkam die Anlage und die Engländer schliesslich raubten sämtliche Blattgoldauflagen, so dass die Paläste heute nicht mehr ganz so schmuck aussehen wie zu Moguls Zeiten.

Der Burggraben von Agra Fort war früher angeblich mit Krokodilen gefüllt, heute würde die Drecksbrühe des Yamuna-Flusses ausreichen, jeden Feind in die Flucht zu schlagen


Seine Hoheit, Maharadscha Lausius von Ziebristan und Maharani Gerlind auf Staatsbesuch im Agra Fort


Die ersten Mogulkaiser bauten ihre Paläste aus rotem Stein






Shah Jahan fand das zu prollig und liess Vieles abreissen und in weissem Marmor neu errichten, verziert mit Blattgold


Nachdem Shah Jahan für teuer Geld das Taj Mahal errichtet hatte, wurde er von seinem Sohn Aurangzheb gestürzt und musste die letzten acht Jahre inhaftiert verbringen. Ich dachte immer, er hätte in einem Kerker geschmachtet, aber das Verlies eines Mogulkaiser sieht ein wenig anders aus.

Kerker für den Mogulkaiser: kostbare Marmorintarsien und ein Springbrunnen, damals gespeist mit Rosenwasser

In der Ferne konnte der inhaftierte Mogulkaiser aus seinem Kerker sein Taj Mahal erblicken, leider war er wohl kurzsichtig und benötigte ein Fernrohr.


Reisen bildet bekanntlich und so erfuhren wir heute, dass es in Agra ein weiteres sehr sehenswertes Grabmal gibt, das ca 50 Jahre vor dem Taj Mahal erbaut wurde. Es handelt sich um das Itimad-ud-Daula, das Grabmal für den Großwesir von Mogulkaiser Akbar dem Großen. Ebenfalls aus weissem Markor mit herrlichen Intarsien erbaut, vier Türme, eine Kuppel, nur alles viel kleiner als das Taj Mahal.

Die Einheimischen nennen das Grabmal daher Baby Taj Mahal.

Grabmal für den Großwesir: Itimad-ad-Daula







Prächtig verzierte Fassade


Marmorintarsien aus der Nähe


Unterschiedliche Steinarten in den Intarsien

Fassade mit  prächtigem Fenster, das aus einem Marmorteil geschnitten wurde

 Im Innern gibt es bunte Deckenfresken aus Intarsien


Erstaunlich und auch irgendwie beängstigend, was es bei Google alles gibt.
Irgendein Programm hat einige der von mir hier geposteten Fotos künstlerisch bearbeitet. Das hat bestimmt kein Mensch gemacht.
Ein Beispiel ist dieses Bild vom Heiligen See in Pushkar.


Google Kunst
 



Postkarten

Mit Postkarten ist es in Indien sehr schwierig.
Niemand bietet Ansichtskarten an. Nicht mal in der direkten Umgebung der Sehenswürdigkeiten bieten die Händler Ansichtskarten an.

Vorgestern am Amber Fort hat tatsächlich mal ein fliegender Händler nette Ansichtskarten angeboten, ich habe sofort etliche davon erworben.

Nun das nächste Problem: Er hatte keine Briefmarken. Nicht einmal an den Rezeptionen unserer Luxushotels werden Briefmarken angeboten.

Ausserdem gibt es hierzulande keine Briefkästen. Man muss tatsächlich zum Postamt gehen und die Post dort persönlich aufgeben. Postämter sind aber rar und eigentlich haben wir bislang keines gesehen.

Alle Leser dieses Blogs wissen ja ohnehin, was wir erlebt haben und Bilder kann man hier auch sehen.

Es wird deshalb keine Ansichtskarten aus Indien geben. :-((

Aber mein Angebot ist: Wer eine indische Ansichtskarte haben möchte, kann es mir mitteilen und ich werde sie eben versenden, wenn wir wieder in Hamburg sind.

Die deutsche Post ist ohnehin sehr viel zuverlässiger als die indische, heisst es.

Samstag, 7. November 2015

Ayurveda

Gegenüber vom Hotel ist ein Ayurveda Institut. Gerlind wollte dort eine Massage bekommen. Hat auch geklappt, aber ganz anders als gedacht.

Es handelt sich um eine Ayurveda-Universitätsklinik mit Universitätskampus und tausenden Studenten.
Sie wurde von einem Professor als Privatpatientin untersucht und dann wurden ihr für gestern und heute Ayurveda-Massagen verschrieben.

Aber nichts da mit Lifestyle, Wellness, Duftkerzen und Entspannungsmusik.
Hier ist Ayurveda eine der klassischen westlichen Medizin gleichgestellte Medizinische Disziplin.

Die Behandlung fand wie bei einem Chirurgen auf einem desinfizierten stählernen Behandlungstisch statt.

Dafür haben die Untersuchung und die beiden Massagen auf Privatrezept auch nur 600 Rupien gekostet, 8,50 Euro.

Nachher geht es mit dem Mietwagen nach Agra.

Dort soll ein olles Grabmal stehen, von dem alle Welt schwärmt.

Burg Bernstein

Heute haben wir die riesige Festungs- und Palastanlage Amber Fort vor den Toren Jaipurs besucht, zu Deutsch wohl Burg Bernstein. Die ganze Festung ist aus bernsteinfarbenen Sandstein erbaut worden. Jahrhundertelang herrschten hier die Maharadschas von Jaipur, nur dass sie damals noch nicht so hiessen, denn sie gründeten die Stadt Jaipur ja erst im 18. Jahrhundert.

Von der Strasse muss man eine beschwerliche Treppe ca 80 - 100m Höhenmeter hochlaufen, bei 40 Grad in der Sonne ein schweisstreibendes Unterfangen.
Deswegen gibt es unten findige Unternehmer, die für 400 Rupien (6,50 €) anbieten, einen mit dem Jeep da hoch zu fahren. Mit dem Tuk Tuk kostet die lange Fahrt aus der Stadt (11 km) nur 200 Rupien). Wir sind also da hoch gelatscht.

Man kann übrigens auch auf einem Elefanten da hoch reiten.

Amber Fort, die bernsteinfarbene Burg

Nein, nicht die Chinesische Mauer, sondern ein Wall am Amber Fort

Touristen werden mit dem Elefanten hochgebracht

Im Amber Fort waren früher Kasernen untergebracht sowie der Königshof des Maharadschas. Die Audienzhalle des Maharadschas ist besonders prächtig mit Spiegelintarsien ausgestaltet.

Die Maharani Gerlind lässt mit geschlossenen Augen die besondere Magie des Ortes auf sich wirken


Seine Hoheit, Maharadscha Lausius von Ziebristan inspiziert das Ganesh-Tor von Amber Fort 
(Ganesh ist der elefantenköpfige Hindu-Gott)

 Übermütige fröhliche indische Jungs im Amber Fort


Unser Hotel The Raj Palace ist ja im Gebäude Palast der Träume untergebracht. Der ganze Schuppen ist mit Antiquitäten vollgestellt.
Ich habe im gestrigen Beitrag ja über die indischen Schnabelschuhe berichtet. Der Portier auf dem folgenden Foto trägt solche Latschen, wie die Basaris sie mir andrehen wollten.

Gerlind posiert mit dem Portier unseres Hotel vor dem Haupteingang

 Blick von einem der Innenhöfe auf das Frühstücksrestaurant

Der Pool liegt in einem kleinen Innenhof und hat eiskaltes Wasser


Und nun folgt wieder ein Preisrätsel, bei dem der Rechtsweg wieder ausgeschlossen ist.


Was zeigt diese Abbildung?

1. Seine Hoheit, Maharadscha Lausius von Ziebristan inspiziert im Hotel eine antike Ganesh-Statue.

2. Eine antike Statue des elefantenköpfigen Gottes Ganesh und ein besonders dickfelliger Elefant im Porzellanladen.



Freitag, 6. November 2015

Hawa Mahal, der Palast der Winde

Jaipurs vielleicht berühmteste Sehenswürdigkeit ist der Hawa Mahal, der Palast der Winde.
Es handelt sich nicht wirklich um einen Palast, denn das fünfstöckige Bauwerk ist nur ca 10m tief. Es ist mehr eine tolle Fassade als ein Palast. Der Hawa Mahal hatte den Zweck, den Harems- und Hofdamen des Maharadschas von Jaipur zu ermöglichen, ungesehen das Geschehen auf der Hauptstrasse zu beobachten. Zu diesem Zweck gibt es zahllose Erker und Fenster. Eine geschickte Architektur soll für einen steten Luftzug und Kühlung sorgen. Davon haben wir heute bei ca 37 Grad im Schatten allerdings nichts bemerkt.





Der Palast der Winde




Die oberste Etage des Hawa Mahal von hinten

Die Maharani Gerlind und...


...seine Hoheit, Maharadscha Lausius von Ziebristan inspizieren den Palast der Winde. Die jungen Herren mit den aparten blauen Kopfbedeckungen sind übrigens keine Schlümpfe!

Jaipur ist bekannt für seine Schmuckindustrie und Gerlind wollte noch ein bisschen Modeschmuck erwerben. Das hat es ein wenig vereinfacht. Denn selbstverständlich tummeln sich hier jede Menge Gauner, die den Touristen billigen Tand als echten Schmuck andrehen wollen. Wenn man dagegen gleich nach Imitation Jewellery fragt, wird man gar nicht erst verarscht.
Gleich beim Hawa Mahal beginnt der Johari Bazar, ein ganzer Bazarstadtteil mit tausenden kleinen und großen Schmuckhändlern, von schäbig bis extrem elegant.
Und man kann sagen, dass die Schmuckhändler von Jaipur ihrem Ruf gerecht werden, knallharte Händler zu sein. Jedenfalls hat die feilschende Maharani hier ihre Meister gefunden.

Und gleich neben dem Johari Bazar beginnt der Buba Bazar, ein Bazarstadtteil für Schuhe und Lederwaren.

Ach was soll ich sagen? Frauen und Schuhe!!! Jedenfalls sassen wir schnurstracks bei einem Schuhhändler, der Gerlind ein paar schicke indische Mokassins aus Kamelleder anpasste. Es begann der übliche langwierige Verhandlungsprozess, der irgendwann ins Stocken geriet. Der Schuhhändler tat hartnäckig und behauptete, nicht weiter nachgeben zu können. Da öffnete ich meine Schatulle und zückte einen 1000 Rupien Schein. Das sind nur 15 Euro, aber der Schein ist hier so exotisch wie bei uns ein 500 Euro Schein. Die nackte Existenz dieses schönen mit Gandhi geschmückten Scheins überzeugte den Händler so weit, dass er wortlos sein letztes Angebot vergass und innerhalb weniger Millisekunden den Geldschein eingesackt hatte und die Mokassins verpackt hatte.

Nun war ich an der Reihe. Obwohl ich gar keine Schuhe kaufen wollte und dies auch lautstark kundgetan hatte, wurden mir meine Schuhe und Socken von den Füßen gerissen und mir ein Paar Schnabelschuhe angezogen. Hübsch und prächtig verziert und ebenfalls aus Kamelleder.

Die Leute hier im Bazar scheinen auch schon meinen Blog gelesen zu haben, denn sie schmeichelten mir, dies wären die Schuhe, die ein Maharadscha tragen würde.

Was man wohl bei meinen Kunden sagen würde, wenn ich mit Nadelstreifenanzug und prächtig verzierten spitzen Schnabelschuhen auftauchen würde?

Naja, ich bin aber keine Frau und deshalb immun gegenüber einem unschlagbaren Angebot für indische Schnabelschuhe, ihr müsst alle auf diesen Anblick verzichten!

Donnerstag, 5. November 2015

Philosophische Diskussion in der Indischen Eisenbahn

Was man in Indien an einem Tag so alles erleben kann!

Unser Hotel Pushkar Bagh lag etwas ausserhalb des Ortes Pushkar. Ein  sehr schönes Hotel in einer kleinen alten Festung. Heute gab es aber ein paar technische Probleme. Zunächst fiel der Wasserdruck ins Bodenlose, während Gerlind eingeseift unter der Dusche stand. Es kam kein Wasser mehr aus dem Duschkopf und aus dem Wasserhahn der Badewanne kam nur noch ein Rinnsal, so dass sie sich nur noch sehr mühsam vom Seifenschaum befreien konnte. Dann fiel das Wasser ganz aus, auch die Toilettenspülung. Der Grund war ein Stromausfall, so dass die Pumpen im weitläufigen Gelände ausgefallen waren.
Der Notstromgenerator funktionierte auch nicht und die Hotelleute mussten erst in den Ort fahren, um ein Ersatzteil zu besorgen. Fast wäre die Bezahlung zum Abschied gefährdet worden, da wir pünktlich los mussten, um den Zug nach Jaipur zu erreichen. Und ohne Strom funktioniert das Kreditkartenlesegerät nicht.

Aber in letzter Minute kam dann der Strom wieder.

Heute hatten wir wieder eine andere Zugklasse. First Class AC in einem Shadapti Express.
Das war wie in der Ersten Klasse in einem deutschen IC, inklusive ordentlicher Verpflegung.

Eine Reihe vor uns saßen ein Amerikaner und eine offensichtlich muslimische Inderin, die sich sehr angeregt unterhielten.
Er ist Professor für Philosophie und Islamistik an der Universität von Georgia, sie ist Professorin für Philosophie an der Universität von Delhi.
Irgendwann suchten die beiden nach einem in die zeitgenössische philosophische Literatur eingeführten deutschen Wort, das ihnen nicht einfiel und das sie auch nicht aussprechen konnten.

Da kamen dann wir ins Spiel, indem wir uns einmischten und mit ihnen das deutsche Wort suchten. Es handelt sich um den Begriff Vorurteil, der von einem deutschen Philosophen, dessen Namen ich mir nicht gemerkt habe, in folgendem Kontext eingeführt wurde, wenn ich es richtig verstanden habe.

Die menschliche Vorstellungskraft und das Urteilsvermögen werden beeinflusst durch soziale Prägungen, die dem Menschen bestimmte Vorurteile bilden lassen, die es ihm schwer machen, wirklich neue Denkweisen und Paradigmen zu verfolgen, die in seinem sozialen Umfeld bislang nicht bekannt waren.

Ich als philosophieferner Nerd und Gerlind als David-Precht-Fan haben dann im Zug mit den beiden Professoren eine höchst unterhaltsame Plauderei gehabt, die bis zur Erwähnung von Quantenmechanik und Stringtheorie reichte.

Leider kann ich zur Zeit wegen der sehr langsamen Internetverbindung keine Bilder uploaden. Jaipur ist ja bekanntlich die Heimat des Palastes der Winde.

Es gibt hier in dieser 3,6 Millionen-Stadt aber mehrere Paläste, in einem logieren wir.
Hier ist das bei weitem teuerste Hotel unserer Reise, es ist im Swapna Mahal untergebracht, dem Palast der Träume. Ein Mächenpalast wie aus Tausendundeiner Nacht. Schade nur, dass wir hier völlig verarmt weiterreisen müssen. ;-((

Überall in Indien ist es üblich, dass man den dienstbaren Geistern im Hotel Trinkgelder für die Handreichungen gibt.
In diesem piekfeinen Hotel wird man diskret und schriftlich darauf hingewiesen, dass dies nicht erwünscht sei. Man möge Trinkgelder bitte in einem Umschlag diskret an der Rezeption in eine Urne werfen. Sie würden dann zentral unter allen verteilt.

Das kannte ich bislang nur als Spruch: Ein Hotel so piekfein, dass die Kellner sich gegenseitig Trinkgeld geben.

Mittwoch, 4. November 2015

Keine Nachrichten aus Darmstadt :-)

Heute will ich meinen Blogeintrag mal mit einem heiklen Thema beginnen, das glücklicherweise bislang kein Thema für uns war.

Keine Nachrichten aus Darmstadt sind gute Nachrichten!!   :-))

Alle Welt hatte uns die allerschlimmsten Durchfallerkrankungen und Darminfektionen in Indien prophezeit. Da müsse jeder durch! :-((
Und die Tatsache, dass kein Typhusimpfstoff erhältlich war, hat unsere Sorge natürlich noch vergrößert.
Wir sind jetzt seit zweieinhalb Wochen in Indien und dieses Schicksal ist uns bislang erspart geblieben, obwohl wir ausschliesslich indisches Essen zu uns nehmen. (Drei mal auf Holz klopfen!!!!)

Wir sind auf der einen Seite sehr vorsichtig und putzen unsere Zähne mit Mineralwasser, auf der anderen Seite trinken wir den frisch gepressten Fruchtsaft am Frühstücksbüffet und haben auch schon Snacks aus Imbissbuden am Strassenrand verzehrt.

Damit kommen wir zum Frühstück in Indischen Luxus-Hotels. Das ist  eine andere Auswahl als in Deutschland.

Frisch aufgeschnittenes Obst wie Melonen, Ananas und Papaya oder Bananen
Frische Säfte
Instant-Kaffee selbst in den guten Hotels, in denen wir absteigen
Toastbrot
Orangen Marmelade und Mixed Fruit Jam aus indischer Produktion (na ja :-(()
Keinerlei Käse oder Wurst
Indische Brotfladen Chapati
indische Kartoffelpuffer Parhati
drei scharfe Curries
Eier
Porridge
kleine Auswahl an trockenen Kuchen
Corn Flakes

Wir ernähren uns hier rein vegetarisch und vermissen Wurst oder Fleisch bislang überhaupt nicht.
Gerade zum Abendessen bieten die indischen Restaurants eine sagenhafte Auswahl an vegetarischen Mahlzeiten, super lecker!!
Okraschoten (auf Hindi Bindhi) sind unser Lieblingsgemüse. Mmmmhhh! :-))

Heute Abend hatte ich Paneer (indischer Frischkäse) mit Gemüse in Mandelsauce mit Gemüse Biryani (megaleckeres Reisgericht). Köstlich, sage ich!!

Veganer hingegen können hier verhungern. Hier werden tierische Produkte wie Butter, Frischkäse und Eier sehr delikat verwendet.

Weintrinker kommen hier auch nicht auf ihre Kosten. Die meisten Restaurants haben überhaupt keinen Wein auf der Karte, viele überhaupt keinen Alkohol.
Im Delhi hat man uns eine Flasche indischen Rotwein aufs Zimmer gestellt. Einen Cabernet-Sauvignon.
@Ravi: Wenn Du diesen Beitrag lesen solltest, sei bitte nicht beleidigt, aber vom Indischen Rotwein hat die Welt zu Recht noch nichts gehört.....

Wir haben heute noch mal Pushkar unsicher gemacht. Die Stadt bereitet sich auf ein großes Pilgerfest vor, zu dem Hunderttausende Pilger erwartet werden. Die Häuser rund um den Heiligen See werden schnell noch mal renoviert und draußen vor der Stadt, auf dem Acker vor unserem Hotel wird eine Zeltstadt errichtet.

Zu diesem Pilgerfest findet auch die weltgrößte Kamelmesse statt und man sieht schon viele Kamele.

Ein Kameltaxi









Morgen geht es mit dem Zug nach Jaipur, der Hauptstadt von Rajasthan.

Und nachdem das letzte Preisrätsel so großen Anklang gefunden hat, kommt hier ein weiteres. Der Rechtsweg ist natürlich ausgeschlossen.




Was zeigt diese Abbildung?

1. Seine Hoheit, Maharadscha Lausius von Ziebristan gibt einer indischen Familie eine Audienz.

2. Eine indische Familie staunt über ein Riesenkamel.



Dienstag, 3. November 2015

Glückszeremonie im Brahma-Tempel

Hier noch ein Nachtrag zur gestrigen Eisenbahnfahrt.

Sieht besser aus, als es war: Waggon der Klasse AC Chair Class, irre laut und total abgewohnt


Pushkar ist ein kleines Nest in den Bergen mit etwa 15000 Einwohnern. Es ist angeblich schon seit über 2000 Jahren einer der wichtigsten hinduistischen Wallfahrtsorte. Es gibt hier über 1000 Tempel. Wir haben heute den Brahma Tempel besucht. Brahma ist der wichtigste Hindu-Gott, der Weltenerschaffer. Es gibt auf der ganzen Welt genau diesen einen Brahma-Tempel in Puschkar.

Fotografieren ist hier wie in den meisten Tempeln strengstens verboten. Vom Äußeren her war ich ziemlich enttäuscht. Alles recht schmucklos und im Innern steht eine ziemlich bunte Brahma-Statue, nicht besonders alt, sondern recht modern. Geschmückt mit einer bunten LED-Lichterkette.
Ein junger Brahmane führte uns herum und gab uns Blüten, die wir opfern sollten.
Heute war ein Feiertag für Brahma. Deshalb führte uns der Brahmane zum Heiligen See in der Mitte von Pushkar, wo wir an einer Opfer- und Segnungszeremonie teilnehmen durften. Dass wir keine Hindus sind, hat niemanden interessiert.
Im Rahmen dieser Zeremonie wurde uns gegen üppige Geldspenden Brahmas Unterstützung für ein langes Leben, Gesundheit, Wohlstand und allgemeines Glücksgefühl zugesagt. Gesagt, getan.
Da hier sehr viele Pilger herkommen (Ende November werden zu einem großen Fest einige Hunderttausend Pilger erwartet), hat sich hier eine regelrechte Opferindustrie entwickelt.

Seine Hoheit, Maharadscha Lausius von Ziebristan nach der Zeremonie mit rotem Glückssymbol auf der Stirn, das Glück strömt förmlich aus allen Knopflöchern



Die Maharani bei einer glückverheissenden Trommelzeremonie

Der kleine See im Zentrum der Stadt ist kleiner als die Binnenalster und seine Ufer sind gesäumt mit Tempeln und 52 Ghats, Badestellen für die rituellen Reinigungsbäder der Pilger.







Tempel und rituelle Badestellen


Keinen Sinn für die Heiligkeit des Ortes: freche, aggressive und aufdringliche Affen







Montag, 2. November 2015

Mit der Indischen Eisenbahn von Udaipur nach Ajmer/Pushkar

Gestern vormittag haben wir es uns im Park des Rajputana Hotels in Udaipur gut gehen lassen, bevor wir mit der Eisenbahn nach Ajmer gefahren sind. Das dauerte bis zum Abend. Von Ajmer sind wir dann mit dem Taxi nach Pushkar weitergefahren, einem kleinen Wallfahrtsort für Hindus.

Unser Hotel, in einem kleinem ehemaligen Fort gelegen, liegt ausserhalb des Ortes und leider ist die Internetverbindung sehr schwach, so dass an einen Upload von Bildern zur Zeit nicht zu denken ist.

Die Zugfahrt haben wir gestern in der Klasse AC Chair Class zurückgelegt. Das war ein antiker Großraumwagen mit Klimaanlage. Die Fahrt war außerordentlich anstrengend. Der Zug hat sehr strk geruckelt und es war sehr laut.
Zu den Fahrtgeräuschen kamen die Geräusche der übrigen Fahrgäste im Großraumabteil.
Ein Höllenlärm, wenn 50 Inder gleichzeitig telefonieren, Videos ohne Kopfhörer schauen, sich brüllend gegen den Lärm unterhalten und der Zug knirscht und rattert.
Dazu kam eine eiskalte Klimatisierung. Gerlind hat leider wieder Migräne davon bekommen und wir lassen es heute erst mal im großen Garten unseres Hotel ruhig angehen.

Sonntag, 1. November 2015

Der Vishnutempel in Udaipur

Auch den heutigen Tag haben wir in Udaipur verbracht. Leider konnten wir nicht auf die Inseln im Lake Pichola. Heute findet hier eine Maharadscha Hochzeit statt, ein Prinz aus der Familie des Maharadschas von Mumbai heiratet.

Die haben das gesamte Luxushotel auf der kleinen Insel im See gemietet, alle 120 Zimmer. Es handelt sich immerhin um das teuerste Hotel Indiens. Und die zweite Insel ist gesperrt, weil die erlauchten Herrschaften dort ihr Hochzeitsfest feiern möchten. Angeblich zählt auch Michael Ballack zu den Hochzeitsgästen.


So haben wir uns in der Altstadt herumgetrieben und einen Vishnu-Tempel besichtigt.


Der Vishnu-Tempel in Udaipur
Die hinduistische Götterwelt ist für den Außenstehenden völlig verwirrend. Vishnu ist einer der Hauptgötter, Krishna ist eine seiner Reinkarnationen, ebenso verhält es sich mit Durga und Kali. Und dann sind da noch Shiva und Ganesh und so weiter, man steigt da nicht durch.
Weil er nicht zur Märchenhochzeit des Maharadschas von Mumbai eingeladen wurde, inspiziert Seine Hoheit, Maharadscha Lausius von Ziebristan beleidigt schmollend den Vishnu-Tempel





Am Eingang des Tempels wurde um eine kleine Spende gebeten. Ob das Finanzamt diese Spendenquittung akzeptieren wird?







Strassenszenen in der Altstadt von Udaipur