Sonntag, 18. Oktober 2015

Abenteuer in Delhi

Ich habe mich heute durch Delhi treiben lassen und dabei allerhand erlebt, wovor die Reiseführer warnen.

Ich verliess das Hotel, um zu Fuß zum zentralen Platz in Neu Delhi zu gehen, zum Connaught Place. Unterwegs sprach mich ein junger Inder an, der sehr gut Englisch sprach, und verwickelte mich in ein Gespräch.

Und während wir uns so unterhielten, eröffnete er mir, dass ich heute nicht zum Connaught Place gehen könne. Es wären Streiks und eine große Demo wäre zu befürchten mit großen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizei. Ob man mich denn nicht im Hotel gewarnt habe?

Ob ich denn da vorne nicht schon die große  Menschenmenge sehen würde und die viele Polizei? Ooh, es wären in den Tumulten schon viele Touristen zu Schaden gekommen. Übrigens genau, wovor das Auswärtige Amt warnt.

Also er würde einen ganz tollen Basar kennen, nicht weit von hier, eine absolute Top-Sehenswürdigkeit, ein Wahnsinns-Geheimtipp usw usw..

Der Kerl war lästig wie eine Schmeissfliege. Er wich mir nicht von der Seite und kaute mir eine Viertelstunde ein Ohr ab.

Mittlerweile waren wir am Connaught Place und von Tumulten keine Rede.

Aber um den Typ loszuwerden, bin ich auf seinen Vorschlag eingegangen und habe mich in ein Tuk-Tuk gesetzt, bei dem er mit dem Fahrer ausgemacht hatte, dass der mich für nur 10 Rupien (15 Cent) zu diesem Basar fahren solle. So einen Preis bekommt man als Tourist hier sonst nicht.

Ich hatte ja nichts Besonderes vor und für das bisschen Geld eine abenteuerliche Fahrt mit dem Tuk-Tuk durch den völlig verrückten Verkehr von Delhi, warum nicht?



Tuk-Tuks dicht an dicht

Die Tuk-Tuks sind totale Schrottlauben und im Verkehr kommen sie sich laut hupend immer recht nahe.

Der supertolle Basar war ein einzelnes großes Geschäft für Kunstgewerbe, Teppiche und Souvenirs. Wahrscheinlich völlig überteuert. Von Basar keine Rede.

Als ich nach fünf Minuten wieder da raus ging, hatte ich mich entschieden, zum Red Fort zu fahren, Delhis größter Sehenswürdigkeit. Der Tuk-Tuk Fahrer von eben und auch die anderen Tuk-Tuk-Fahrer, die alle herumlungerten, erklärten mir wort- und gestenreich, dass wegen der Streiks und Demos und Tumulte das Red Fort wahrscheinlich geschlossen wäre. Und ausserdem bereite man dort die großen Festlichkeiten für ein große Hindufest in dieser Woche vor.

Aber bei der Staatlichen Indischen Tourismusbehörde könne man mir genau sagen, ob und wann das Red Fort geöffnet habe.

Und auf einem Stadtplan, den ich vom Hotel hatte, zeigte mir die Bande das dort eingezeichnete Tourist Office mit der Adresse 88 Janpath. Und gerade heute morgen hatte ich im Lonely Planet gelesen, dass das einzige staatliche Tourismusbüro genau diese Adresse hat. Und das viele andere Agenturen nur behaupten, staatlich zu sein.

Also fuhr mich der Typ wieder für erstaunlich niedrige 10 Rupien dorthin.
Die Fahrt dorthin war wieder sehr unterhaltsam.

Wir kamen dann tatsächlich vor einem Gebäude an mit einem großen Schild: 88 Janpath, Governmental Indian Tourist Office. Allein, wir waren in einer kleinen heruntergekommenen Gasse, während der Stadtplan den Eindruck erweckte, dass 88 Janpath an einem großen Boulevard liegen müsste. Holzauge, sei wachsam!

Da drin war ein sehr vertrauenswürdig erscheinender Inder, der gerade eine Australierin bediente. Nun bediente er halt zwei Kunden.
Nein, da sind keine Streiks! Alles Gauner da draussen, bloss niemanden trauen. Natürlich ist das Red Fort geöffnet.

Und dann: ob ich denn schon alle Bahnfahrkarten habe, ob er mir nicht tolle Hotels buchen solle, und besser noch, alles stornieren, alle neu bei ihm buchen.
Er kenne die besten Hotels in Rajasthan und deren Manager usw. usw.

Währenddessen bemerkte die Australierin, dass die VISA Quittung für ihre Flugbuchung, die sie in dem Schuppen gemacht hatte, einen völlig falschen Betrag aufwies.

Nachdem das korrigiert wurde, sind wir beide da aus der Betrügerbude geflohen. Unnötig zu sagen, dass von den Tuk-Tuk-Fahrern vor der Tür uns keiner günstig zum Red Fort fahren wollte.

Ich liess mich von da weiter durch die Stadt treiben und gelangte zu Fuß wieder zum Connaught Place.

Da bin ich dann Opfer des nächsten Gaunertricks geworden, vor dem der Lonely Planet warnt.
Ein junger Inder verwickelte mich wieder in ein Gespräch, aber ich beachtete ihn nicht besonders lange und ging weiter.
Dann machte mich der Komplize darauf aufmerksam, dass ich Scheisse auf dem Schuh habe. Hat mir doch tatsächlich so ein Ganove eine tüchtige Portion Scheisse auf den Schuh gespritzt, während ich kurz abgelenkt war. Nein, und das waren auch nicht nur zwei kleine Spritzer, das war eine wirklich ekelhaft große Portion SCHEISSE!!!! :-((

Nun stand der freundliche dienstbare Geist bereit, meinen Schuh zu reinigen.

Gut, dass ich heute morgen noch gelesen hatte, dass in einem solchen Fall leider ein Vermögen für die Schuhreinigung verlangt wird, NACHDEM sie beendet ist, so 100$. Und die Ganoven werden dann unangenehm, wenn man nicht bezahlt.
Also tat ich, was der Reiseführer empfahl. Ich ignorierte die Typen, die noch schimpfend hinter mir herzogen und säuberte meinen rechten Schuh dann notdürftig mit Taschentüchern. Eben im Hotel ist er dann richtig gereinigt worden.
Ein indischer Passant meinte, ich hätte das richtig gemacht und ich solle mich vor solchen Gaunern vorsehen.
Nun setzte ich mich in ein Tuk-Tuk, um zum Red Fort zu fahren.


Drauf geschissen: der notdürftig gesäuberte Schuh

Das Red Fort ist die größte Sehenswürdigkeit von Delhi. Shah Jahan (derselbe Mogulkaiser, der das Taj Mahal erbauen liess) liess diese große Festungs- und Palastanlage im 17. Jahrhundert bauen.

Kilometer lange 20 m hohe rote Mauern, imposante Festungstore, in denen sich kleine Basare befinden. Und im Innern eine Parkanlage mit Pavillons aus Marmor und Palästen.
Früher war alles viel prächtiger, der berühmte Pfauenthron wurde von den Persern entführt, als diese die Mogulkaiser irgendwann mal besiegt haben und diente dann den persischen Schahs als Bürostuhl. Aber die gibt es ja auch nicht mehr.

Das Lahore-Tor, das einen zweistöckigen Basar beherbergt



Marmorpavillon im Red Fort

Und so könnte es ausgesehen haben, wenn der Mogulkaiser vor seiner Hütte stand (beispielhafte Abbildung)



Auf dem großen Gelände des Red Fort leben heute noch einige Exemplare des seltenen und gefährlichen Bengalischen Tigers (gut zu erkennen an seinem auffällig gestreiften Fell)
 Nachdem ich das Red Fort verlassen hatte, überredete mich ein Fahrradrikschafahrer, mich von ihm durch Old-Delhi zu kutschieren zu lassen. Die Fahrt war noch irrer als die mit dem Tuk-Tuk. Der Gute Mann kam auch ganz schön ins Schwitzen und ich hab ihm ein ordentliches Trinkgeld gegeben, aber er hatte sich mich ja selber als Passagier ausgesucht.









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