Sonntag, 4. Dezember 2016

Die Legende vom Gelben Maharadscha

Die Menschen hier in Kerala erzählen sich eine uralte Legende:

Vor langer, langer Zeit kam ein Mann aus einem fernen Land nach Kerala. Das Land war unvorstellbar reich und die Straßen sollen mit Gold gepflastert gewesen sein. Der Reisende kam den Menschen in Kerala auch reich wie ein Maharadscha vor, denn er achtete nicht auf die Rupien. Und es kümmerte ihn nicht im Mindesten, dass er ständig viel höhere Preise als die Keraler bezahlen musste. Er lächelte darüber.

Der Reisende war eingebildet und hoffärtig und er hielt sich für einen Weisen. Er hatte jahrelang die Wissenschaften studiert, kannte die Geheimnisse der Zahlen und er hatte mehr als 1000 Bücher gelesen. Und in einem kleinen geheimnisvollen weißen Kasten trug er das gesamte Wissen der Welt mit sich.

Er glaubte von sich, alles zu wissen, und das meiste davon auch noch besser.

Dieser Mann kam zu einem Ort, wo die uralte Heilkunst Ayurveda praktiziert wurde. Und die Heilkundigen boten an, ihn von seinen Zipperlein zu befreien.

Der Reisende lachte hochmütig und sprach: "In meiner reichen Heimat benutzen die Heilkundigen Maschinen und Apparate und sie lassen alles in wissenschaftlichen Laboren messen. Ihr macht hier doch bloß Hokuspokus!"

Doch er ließ sich überreden, sich in Kerala behandeln zu lassen.

Und die Heilkundigen begannen, den Reisenden täglich zu massieren, mit Kräuterölen zu salben, mit Kräuterstempeln zu pressen. Sie gaben ihm  pflanzliche Arzneien nach jahrtausende alten Rezepten und sie bereiteten seine Mahlzeiten speziell für ihn mit besonderen Kräutern und Gemüsen zu.

Und schon nach wenigen Tagen spürte der Reisende, dass ihm die Behandlungen gut taten und es ihm viel besser ging. Und er sah seinen Hochmut ein.
Kleinlaut erklärte er den Keralern, wie falsch er gelegen hatte und wie gut ihm ihre Heilkunst täte.

Darüber freuten sich die Keraler und weil die Haut des Reisenden mittlerweile durch die Kurkuma-Packungen aussah wie Currypulver, nannten sie den Reisenden von nun an den Gelben Maharadscha.


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Tja, was soll ich sagen. Wer mich kennt, weiß, dass ich für Aberglauben und Esoterik nichts übrig habe. Und genau so habe ich Ayurveda eingeschätzt.

Ich muss aber zugeben, dass mir der Aufenthalt in diesem Ayurvedahotel sehr gut tut. Die Verspannungen in der Schulter und in den Füßen werden immer besser.
Ich scheine ein bisschen an Gewicht zu verlieren und fühle mich ganz außerordentlich wohl.
Liegt es daran, dass dieses Hotel in einer Seitenstraße eines kleinen Dorfes liegt und man nachts bei geöffnetem Fenster nur Vogelgezwitscher und das Zirpen der Grillen hört?
Man kann hier recht gut relaxen.

Ich persönlich werde in Zukunft jedenfalls nicht mehr hochmütig auf die Heilkunst Ayurveda hinabblicken.

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