Tja, so eine Indien-Reise birgt immer wieder ungeahnte Überraschungen. Da ich morgen früh nach Chennai fliege und demzufolge heute meine letzten Anwendungen hatte, hat mich der Ayurveda-Arzt zu einer Schlussbesprechung eingeladen.
Die verlief sehr kurios. Zunächst fragte er mich, wie es mir gefallen habe und ob ich mich besser fühlen würde.
Dann kam das Offensichtliche: Ich müsste dringend mein Gewicht reduzieren und weiter den eingeschlagenen Weg beschreiten. Solle mich vegetarisch und salzarm ernähren, kalte Getränke meiden usw.
Und dann kam er zum Punkt, den er eigentlich mit mir diskutieren wollte. Er zog den Prozess von Franz Kafka aus der Schublade, in der englischen Übersetzung natürlich. Und dann erklärte mir der indische Arzt, dass er ein großer Fan der großen deutschen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts sei: Kafka, Thomas Mann (I have read the Magic Mountain und the Buddenbrooks), Herrmann Hesse und Günter Grass. Und nun wollte er ein bisschen mit mir über deutsche Literatur plaudern.
Mann, wenn der wüßte, wie sehr ich Kafka und Thomas Mann in der Schule hassen gelernt habe. Hesse habe ich nie gelesen und auch Grass nur in der Schule.
Ich wollte den Mann nicht enttäuschen.
Schließlich bin ich Berater und weiß, wie das geht: Sicheres Auftreten bei absoluter Ahnungslosigkeit.
Ich habe zwar so gut wie nichts von den genannten Autoren gelesen, aber dank meines guten Gedächtnisses (eine typische Kapha-Eigenschaft übrigens) konnte ich den armen Mediziner mit einigen Anekdoten aus den Leben dieser Literatur Giganten beeindrucken.
Dann lenkte ich das Gespräch auf Autoren, die ich gelesen habe und die er nicht kannte und gab ihm noch die Empfehlung, mal ein Buch von Heinrich Mann zu lesen. Er wusste nicht, dass Thomas Manns Bruder auch ein großer Schriftsteller war und war glücklich.
Als ich rausging, strahlte er wie ein Honigkuchenpferd und er hatte den Eindruck, soeben einem Wiedergänger von Reich-Ranicki gegenüber gesessen zu haben.
Dieser Ayurveda-Schuppen (Dr. Franklins Panchakarma Institute) scheint gut zu laufen. Der Arzt ist nicht nur Fan deutscher Literatur sondern auch deutscher Automobile.
Der Gute fährt einen niegelnagelneuen knallroten Mercedes A180. Autos mit dem Stern sieht man in Indien recht selten.
Wir haben heute einen Ausflug zu einem Elefanten-Sanatorium gemacht. Dort werden kranke und psychisch auffällige Dickhäuter gepflegt und gepäppelt.
Unser Fahrer kannte sich gut mit indischer Landwirtschaft aus und hat uns einiges Interessantes am Wegesrand gezeigt.
|
Kokosstücke werden am Straßenrand getrocknet. Dann läßt sich das Öl besser gewinnen |
|
Ein Tapioka-Feld |
|
Aus diesen Knollen wachsen Bananenstauden |
|
Eine Pfefferpflanze rankt sich einen Baum hoch |
|
Unreife Pfefferkörner |
|
Eine Bäuerin bietet ihre Tapioka-Wurzeln am Straßenrand an |
|
Der Elefant wird mit Kraftfutter gepäppelt. Der ältere Wärter drückt einen dünnen Stock auf den Fuß des Dickhäuters und der hält dann still |
|
Dieser Elefant schleppt seine Portion Palmenzweige mit dem Rüssel |
|
Dieser Baby-Elefant spielte unermüdlich mit dem Gummireifen. Er tollte dabei umher wie ein kleiner Hundewelpe. Meeeeegaaaaa-Niedlich!! |
Morgen vormittag fliege ich nach Chennai, die Hauptstadt von Tamil Nadu. Dann trennen sich Gerlinds und meine Wege. Gerlind wird noch hier in Kerala bleiben und weiter Ayurveda und Yoga machen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen