Montag, 21. November 2016

Der Wäscheslum

Ein sehr gut Englisch sprechender Taxifahrer hat uns gestern Abend überredet, dass er uns heute für ein paar Stunden auf eine persönliche Stadtrundfahrt nimmt.
Zeitig an einem wunderbaren Morgen ging es los. Über der Bucht lag noch morgendlicher Nebel, die Arabische See spiegelblank, obwohl eine leichte Brise vom Meer kam.

Die Skyline von Mumbai im Morgennebel


An dieser schönen Bucht gibt es sogar einen netten Stadtstrand. Tropische Hitze, Palmen. Badeverbot, wenn einem das Leben lieb ist.
Mumbai hat fast 20 Millionen Einwohner und auch wenn die Innenstadt sehr gepflegt und wohlhabend ist, so wohnen viele Millionen Menschen in Slums ohne jede Kanalisation. Fäkalien und Industrieabwässer fliessen ungeklärt ins Meer.
Das Meer ist so verdreckt, dass das Baden höchst ungesund ist. Trotzdem steigen wohl trotzdem viele Einwohner zum Schwimmen in diese Drecksbrühe!

Wir fuhren dann  in die besten Stadtteile, die auf einem Hügel liegen, dem Mulbar Hill. Hier besuchten wir kurz einen bunten Jain-Tempel und gingen dann in den Boot House Park, von wo aus wir einen tollen Panorama-Blick über die Bucht und die City hatten.

ein kunterbunter Jaintempel

Ach, was soll ich sagen? Frauen und Schuhe!

Blick vom Mulbar Hill auf die Bucht





Wir kamen an einem morbiden Ort vorbei, den Türmen des Schweigens.
In Mumbai leben schon seit Jahrhunderten ca 50 - 60000 Angehörige der Religion der Parsen. Diese 3000 Jahre Religion stammt aus  dem Iran, wo es auch noch zahlreiche Parsen geben soll. Ihr Glaube verbietet den Parsen, ihre Verstorbenen zu beerdigen, auf See zu bestatten oder zu verbrennen, weil Erde, Wasser und Feuer heilig sind. Deshalb bahren sie die Leichen auf hohen Türmen auf, den Türmen des Schweigens, wo sie von den Geiern gefressen werden.
Natürlich kann man da als Tourist nicht einfach hingehen. Die Türme des Schweigens liegen in einem sehr dichten Park und man kann sie von der Strasse nur erahnen. Aber man sieht die Geier kreisen! Auf dem Bild unten sind zwei Geier sehr klein zu sehen.

Geier kreisen über den Türmen des Schweigens

Unser Fahrer sagte, die meisten Parsen seien reich und das Parsen-Viertel, durch das er uns fuhr, und das nicht weit von den Türmen des Schweigens liegt, besticht durch zahlreiche gut erhaltene Häuser aus der Kolonialzeit.

Die Parsen wohnen in einem wohlhabenden gepflegten Viertel

Auch Mahatma Gandhi wohnte in diesem schönen Stadtteil von Mumbai in einer netten Villa. Die ist heute natürlich ein Museum.
Schöne Möbel gibt es allerdings nicht zu sehen, denn Gandhi war ein Asket!

Mahatma Gandhis Haus ist natürlich ein Museum

So karg hat er gelebt. Aus Überzeugung!

 Als wir wieder in der Innenstadt waren, hatten wir Gelegenheit, den Nachwuchs des indischen Nationalsports beim Training zu beobachten. An der wunderhübschen Universität von Mumbai gibt es riesige Kricket Felder.

Seine Hoheit, der Maharadscha von Ziebristan inspiziert das Kricket-Training

Die Maharani inmitten der Nachwuchs-Sportler



Weiter gings zum Viertel der Wäscher. Anders als bei uns sind Waschmaschinen hier nicht verbreitet. Die Wäsche wird von Wäschern von Hand gewaschen.
Und hier gibt es einen ganzen Stadtteil, wo dies geschieht, einen Wäscheslum.
Die Wäscher sammeln die Wäsche in der Stadt ein, waschen und trocknen sie und bringen sie wieder zurück.
Überall hängen hier ungeheure Mengen Wäsche zum Trocken auf der Leine.
In großen Betonbecken stehen die Wäsche mit den Füßen in der dreckigen Waschlauge und bearbeiten die Kleidung mit archaisch anmutenden Methoden.
3 Jeans bündeln, wässern und dann mit Gewalt auf die Betonkante geschlagen. Wieder und wieder.
In der höllischen Sonne und mit den Füßen in der Lauge ist das sicher eine barbarisch anstrengende und ungesunde Arbeit!


Hier wird die Wäsche der Stadt gewaschen


Überall hängt die Wäsche zum Trocknen

Die armen Wäscher stehen den ganzen Tag in der Waschlauge

Der Wäscheslum



Der Gestank nach Chemikalien, die schlaflosen Nächte wegen des Jetlag und die brütende Hitze zwangen die arme Gerlind leider, ins Hotel zurückzukehren und sich hinzulegen.



Am frühen Abend bin ich dann in ein Kino um die Ecke gegangen, um mir einen Bollywoodfilm im Original anzuschauen. Indische Kinovorführungen sollen ja ein Erlebnis sein.
Ich hatte Pech. Es lief nur ein Bollywoodfilm und ansonsten Dr. Strange und der neue Rowling Film. Mein Bollywoodfilm war aber keine Schnulze sondern indischer James Bond. Weil es Montagabend war, war das Kino auch ziemlich leer und es kam nicht die erwartete Stimmung auf.
Der Actionfilm kam ohne Tanz und Musik aus und ich bin nach einer Stunde durchgefroren zurück ins Hotel gegangen.
Aber es stimmt, vor der Aufführung wird die Nationalhymne gespielt und alle stehen auf.

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